31 May 2024

Autor: Jean-Pierre Külling, Dietlikon, Schweiz

Unternehmensnachfolge in Schweizer KMU

In der Schweiz stehen in den nächsten Jahren über 90'000 KMU vor einer Nachfolgeregelung. Rund 15% der kleinen und mittleren Unternehmen, die von Inhabern geführt werden, die älter als 60 Jahre sind, suchen derzeit nach einer Nachfolgelösung. Diese Herausforderung betrifft vor allem Einzelunternehmen mit einem Anteil von rund 21,8 %, während Aktiengesellschaften und GmbHs einen etwas geringeren Anteil aufweisen.

Die Nachfolgeproblematik ist je nach Branche und Region unterschiedlich stark ausgeprägt. In Branchen wie dem Druckgewerbe, der Architektur und der Steuerberatung liegt der Anteil der Unternehmen mit ungelöster Nachfolge bei knapp 20 %, während das Gesundheitswesen, die IT-Branche und das Gastgewerbe mit rund 11 % besser aufgestellt sind. Regional ist der Nachfolgebedarf in der Nordwest- und Ostschweiz besonders hoch (über 17%), während die Genferseeregion und das Tessin bei rund 12% liegen.

Der Nachfolgeprozess ist oft langwierig und kann bis zu fünf Jahre dauern. Emotionale Hürden, mangelnde Vorbereitung und ungenügende Planung sind die häufigsten Herausforderungen, weshalb viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, eine geeignete Lösung zu finden, die sowohl die Arbeitsplätze als auch das Unternehmenswissen erhält.


Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge

Einige der Hauptprobleme, mit denen KMU bei der Nachfolge konfrontiert sind, sind

  • Mangelnde Planung und Vorbereitung: Viele Unternehmer schieben die Nachfolgeplanung vor sich her, da es sich häufig um ein emotionales und komplexes Thema handelt.
  • Fehlende Nachfolger in der Familie: In vielen Fällen haben die Kinder oder Verwandten des Unternehmers kein Interesse, das Unternehmen zu übernehmen, oder sind nicht ausreichend qualifiziert.
  • Finanzierungsprobleme: Ein Unternehmensverkauf kann mit hohen Kosten verbunden sein, und häufig verfügen potenzielle Käufer nicht über die notwendigen Mittel, um ein Unternehmen zu erwerben.
  • Fachkräftemangel: Viele KMU haben Schwierigkeiten, qualifizierte externe Nachfolger zu finden, die das Unternehmen weiterführen können.
  • Emotionale Bindung des Eigentümers: Oft fällt es Unternehmern schwer, die Kontrolle abzugeben, da sie eng mit ihrem Unternehmen verbunden sind.


Möglichkeiten der Nachfolgeregelung

Die häufigsten Nachfolgelösungen in Schweizer Unternehmen sind

  • Interne Nachfolge: Hier übernimmt häufig ein Familienmitglied oder ein langjähriger Mitarbeiter das Unternehmen.
  • Management-Buy-Out (MBO): Das bisherige Management kauft das Unternehmen und führt es weiter.
  • Management-Buy-In (MBI): Externe Manager oder Unternehmer kaufen das Unternehmen und steigen in das operative Geschäft ein.
  • Verkauf an Externe: Das Unternehmen wird an einen externen Käufer verkauft, z.B. an einen Investor oder ein anderes Unternehmen.
  • Fusionen und Übernahmen (M&A): Vor allem für grössere KMU ist auch die Möglichkeit einer Fusion oder Übernahme interessant, um Synergien zu nutzen.

Unterstützungs- und Beratungsangebote

Die Schweiz bietet verschiedene Programme und Beratungsstellen zur Unterstützung der Nachfolgeplanung an, darunter die KMU-Plattform des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) sowie private Beratungsdienste. Berater und Coaches unterstützen nicht nur in rechtlichen und steuerlichen Fragen, sondern auch in strategischer und emotionaler Hinsicht.

Ein frühzeitiges und systematisches Vorgehen bei der Nachfolgeplanung hilft, den Fortbestand und die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu sichern und kann den Übergang für alle Beteiligten erleichtern.